Vorwort der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
„Die Katastrophe wird nicht geplant!“ ist einer der von Generation zu Generation weitergegebenen Merksätze der Inventur- und Planungslehre der Waldwirtschaft (Forsteinrichtung). Dieser Satz steht zugleich für die Einsicht der handelnden Personen in ihre eigene Ohnmacht gegenüber Ereignissen, die in einer planbasierten Forstwirtschaft zu „Störungen“ führen, und für einen operativen Pragmatismus im Umgang mit solchen „Katastrophen“. Er hat dann eine gewisse Berechtigung, wenn man ihn auf die Einflussmöglichkeiten bezieht, „Natur-Ereignisse“ wie Stürme, Dürren, Hochwasser oder Massenvermehrungen von Tier- oder Pflanzenarten, die die forstliche Zielerreichung behindern oder gar unmöglich machen, zu verhindern. Dessen ungeachtet bemühen sich alle entscheidenden und handelnden Personen schon immer intensiv darum, die Wälder möglichst zukunftssicher „aufzustellen“ und sie so auch gegen solche Ereignisse zu wappnen.
Die Bedrohung unserer mitteleuropäischen Wälder durch Feuer stand in den meisten Regionen Deutschlands dagegen bisher so gut wie nicht auf der Agenda – sieht man von einzelnen Initiativen in Ost- und Nordost-Deutschland ab. Umso bemerkens- und anerkennenswert ist es, dass sich die Branddirektion der Stadt Frankfurt am Main schon seit den frühen 2000er-Jahren damit befasst. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg hat man sich dort der Herausforderung angenommen, die beiden „Welten“ von Wald und Wehr mit dem Ziel zusammenzuführen, präventive Maßnahmen gegen Waldbrände zu entwickeln, anzuwenden, bekanntzumachen und zugleich möglichst verbindliche Regelungen für den eingetretenen Brandfall zu finden und miteinander abzustimmen.
In diesem Kontext ist das nun vorliegende und hier öffentlich zugänglich gemachte Nachschlagewerk entstanden, das Multiplikatorinnen und Multiplikatoren auf beiden Seiten (Wald und Wehr) ihre herausfordernde Aufgabe erleichtern kann, die auf den beiden Seiten agierenden Kolleginnen und Kollegen für die besonderen Erfordernisse flächenhafter Waldbrandereignisse zu sensibilisieren und sie für den Ernstfall zu „trainieren“.
Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen, die zu diesem wichtigen und hilfreichen Gemeinschaftswerk beigetragen haben.
Prof. Dr. Dr. h.c. Bastian Kaiser
Rektor, Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg