Vorwort des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe

Wald- und Vegetationsbrände waren - vom großen Brand in der Lüneburger Heide 1975 abgesehen - in Deutschland lange Zeit kein besonderes Thema des Bevölkerungsschutzes. Dies hat sich mit den klimatischen Veränderungen, der Zunahme von Hitze- und Dürreperioden in den vergangenen Jahren stark verändert. Beispiele dafür sind die Waldbrände, die vor allem besonders gefährdete, da sehr trockene Regionen in Ostdeutschland getroffen haben. Jedoch ist jedes Waldgebiet in Deutschland samt den bewaldeten übergreifenden Grenzgebieten zu den Nachbarländern potentiell gefährdet. Von vielen Wald- und Vegetationsgebieten in Europa oder anderen Teilen der Welt natürlich ganz zu schweigen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat zwar keine originären Zuständigkeiten im Katastrophenschutz, unterstützt aber im Rahmen der Katastrophenhilfe innerhalb Deutschlands die Bundesländer auch in solchen speziellen Lagen, sowie auch die EU-Mitgliedsstaaten und andere in Not geratene Länder beispielsweise durch die Vermittlung von Löschkapazitäten und anderen erforderlichen Spezialressourcen (siehe bspw. große Waldbrände in Portugal, Frankreich, Griechenland).

Im Jahr 2012 wurde das BBK in der Folge des „Arabischen Frühlings“ vom Auswärtigen Amt in Abstimmung mit dem Bundesinnenministerium beauftragt, die Zivilschutzbehörde in Tunesien (Office Nationale de la Protection Civile – ONPC) bei deren Ausbau tatkräftig in den Bereichen Aus- und Fortbildung sowie Aufbau von Spezialkapazitäten zu unterstützen. Dabei stand aufgrund der dortigen Bedarfslage u.a. die Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden stark im Fokus. Im Rahmen dieses langjährigen Projektes hat das BBK von Beginn an auf die enge Partnerschaft mit einer großen deutschen Berufsfeuerwehr, der Feuerwehr Frankfurt am Main gesetzt, die intensiv in die Bearbeitung der brandschutzspezifischen Belange, in die Erarbeitung von Aus- und Fortbildungsunterlagen und die Konzeption von Spezialfahrzeugen für die Erfordernisse vor Ort eingebunden war.

Dank der hohen Fachkompetenz der Frankfurter Feuerwehrkollegen, allen voran Herrn Michael Müller, der beruflich sowohl forstwissenschaftliches als auch brandschutzfachliches Knowhow einbringen konnte, kann das deutsch-tunesische Projekt auch mit den speziellen Ausrichtungen auf die Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung als großer Erfolg gewertet werden.

Neben vielen Projektmaßnahmen des BBK und seiner Partner, inklusive der Aus- und Fortbildungsarbeit im Krisenmanagement, dem Ausbau einer neuen Schulungsstätte des Tunesischen Zivilschutzes vor Ort, der Entwicklung, Beschaffung und Überführung von speziellen Fahrzeugen für die Wald- und Vegetationsbrandbekämpfung, die Anlage und Durchführung von Übungen usw. ist dabei über die Jahre hinweg gemeinsam die Idee geboren worden, die im Zuge der langjährigen Kooperation gewonnenen Erfahrungen auch für Deutschland nutzbar zu machen.

Dies ist nun mit der Erarbeitung eines Modul-Handbuches durch die Berufsfeuerwehr Frankfurt am Main, die Hochschule Rottenburg und das BBK gelungen. Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Ziel ist dabei, zwei Bereiche, das Feuerwehr- und Brandschutzwesen mit dem Forstwesen zielgerichtet zusammenzudenken.  Herausgekommen ist ein modulares Handbuch, das der jeweils anderen Seite grundlegende Einblicke gewährt, um komplexen Risiken und Gefahren wie Wald- und Vegetationsbränden unter der Annahme des ganzheitlichen Risiko- und Katastrophenkreislaufes präventiv und vorsorgend zu begegnen und um im Schadensfall den Schaden so gering wie möglich und die Wiederaufforstung so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Damit dies gelingt, ist grundlegendes Wissen über die Fähigkeiten, Strukturen und Arbeitsweisen beider Bereiche in ihren jeweils unterschiedlichen behördlichen Zuständigkeiten eine zwingende Voraussetzung.

Auch wenn die Risiken für Wald- und Vegetationsbrände aufgrund der weltweiten Klimakrise in Deutschland stetig steigen, können frühzeitige und vor allem interbehördlich abgestimmt geplante Maßnahmen Risiken verkleinern und die Brandbekämpfung selbst optimieren.

Möge dieses Handbuch einen kleinen, aber wirksamen Beitrag dazu leisten!

Bonn, im Mai 2024

Dr. Wolfram Geier

Abteilungsleiter Risikomanagement und Internationale Angelegenheiten im BBK